Brotteröder Wintersporthistorie Teil 2

Nach der Vollendung des Schanzenbaues wurde am 31. Dezember 1923 die erste Skimeisterschaft des Inselberggaues durchgeführt. Bei der Gaumeisterschaft am 12. und 13. Januar 1924 belegte im Zusammengesetzten Lauf (vergleichbar mit der heutigen Nordischen Kombination) Otto Mühlhausen den 1. Platz. Am 25. Januar 1925 fand ein weiteres Schauspringen auf der Hagenschanze statt. Am 14. und 5. März 1925 wurden Meisterschaftswettkämpfe des Inselberggaues durchgeführt. Sieger im Sprunglauf wurde Rudolf Lesser mit 41 m, erster im Zusammengesetzten Lauf Klasse I wurde Otto Mühlhausen. Nach Auswertung der Saison 1924/25 wurden die Sportfreunde Adolf Lesser, Hermann Schmidt, Emil Kaufmann und Otto Mühlhausen als Langläufer in die Leistungsklasse 1 eingestuft. Als Skilehrer fungierten Karl Fenner, Oskar Nickel und Otto Mühlhausen.

Bei einem Sprunglauf am 21. Dezember 1927 erreichte Rudolf Lesser bereits 52 m. Am 01. Januar 1929 fand der erste Verbandssprunglauf des Thüringer Wintersportvereins auf der Hagenschanze statt, an dem 34 Springer teilnahmen.

 

Platz 1 Walter Wagner aus Oberschönau
Platz 2 Oskar Fuchs mit der Tagesbestweite von 43 m aus Brotterode
Platz 3 Rudolf Lesser aus Brotterode

 

Bei der am 05. und 06. Januar 1929 in Kleinschmalkalden durchgeführten Meisterschaft des Inselberggaues waren die Brotteroder Sportler sehr erfolgreich; sie belegten den 1. und 2. Rang im Springen (Rudolf Lesser vor Oskar Fuchs) und der Nordischen Kombination (Oskar Fuchs vor Hugo Lesser) und errangen weitere gute Platzierungen im Sprunglauf Klasse II (2. Gustav Ullrich), beim Springen der Jungmannen (2. Robert Lesser), beim 16-km-Langlauf der Herren (2. Adolf Lesser), beim Langlauf der Jungmannen (3. Robert Lesser) und beim Langlauf der Damen (1. Gertrud Schmauch).

Die ersten Meisterschaften des Landes Thüringen im Spezialsprunglauf sowie in der Nordischen Kombination fanden 1929 in Brotterode statt. Hierbei gewann Rudolf Lesser in beiden Disziplinen. Den zweiten Platz belegte Oskar Fuchs. Aufgrund ihrer guten Leistungen wurden beide Skispringer für die Thüringer Mannschaft nominiert und nahmen an der Internationalen Springertournee vom 17.-22.02.1929 in Österreich teil. Sie erreichten folgende Ergebnisse:

17.02. Innsbruck Einzelwertung
Mannschaftswertung
5. Platz Oskar Fuchs 50 & 55 m Note: 211,8
5. Platz Oskar Fuchs, Henkel, Traugott Note: 586,5
19.02. Hofgastein Einzelwertung

Mannschaftswertung

6. Platz Rudolf Lesser 47,5 & 41 m Note: 209,7
28. Platz Oskar Fuchs 44 & 37,5 m Note: 194,2
1. Platz Rudolf Lesser, Oskar Fuchs, Erich Recknagel, Walter Wagner
22.02. Semmering Einzelwertung
Mannschaftswertung
19. Platz Rudolf Lesser 39,5 & 41,5m Note: 193,5
11. Platz Rudolf Lesser, Erich Recknagel, Walter Wagner, Henkel

Der Sportfreund Oskar Fuchs konnte hier infolge einer Verletzung die er sich in der Einzelwertung zugezogen hatte, in der Mannschaft nicht eingesetzt werden. Im Anschluß an diese Schanzentournee fand in Berchtesgaden noch ein Sondersprunglauf statt, bei dem unsere beiden Skispringer Oskar Fuchs mit dem 7. Platz (36 u. 39 m) und Rudolf Lesser mit dem 8. Platz (38 u. 41 m) überzeugen konnten.

Rudolf Lesser

Rudolf Lesser

Oskar Fuchs

Oskar Fuchs

Auch beim Wintersportfest des Inselberggaues am 02. und 03. März 1929 zeigten die beiden Länderspringer Rudolf Lesser und Oskar Fuchs ihre bei der Österreichischen Springertournee gewonnenen Erfahrungen und belegten die Plätze 1 und 2.

Bei den am 22. und 23. Februar 1930 in Ruhla durchgeführten Wettkämpfen des Inselberggaues gab es durch Brotteroder Sportler erneut gute Platzierungen; z.B. den 1. Rang durch Gustav Ullrich in der Nordischen Kombination, den 2. und 3. durch Robert Lesser und Adolf Engel in der gleichen Disziplin bei den Jungmannen, den 1. im Sprunglauf durch Hugo Lesser und Ernst Münch, Platz 2 im Sprunglauf der Jungmannen durch Oskar Wedel und Platz 3 durch Gustav Hildebrandt im Langlauf der Männer.

Am 18. Februar 1931, einem herrlichen Sonnentag, fand in Brotterode ein Länderspringen statt, das vom Inselberggau im Thüringer Skiverband durch den Wintersportverein Brotterode organisiert und gestaltet wurde. Dieser, wie wir heute sagen würden, Internationale Sprunglauf war der Höhepunkt in der bisherigen Geschichte des Brotteroder Wintersports.

Länderspringen Brotterode 18.02.1932

 

An diesem Tag war Brotterode mit Schneefiguren, Girlanden und Fahnen festlich geschmückt.

 

Brotterode mit Schneefiguren

 

Das Springen wurde von dem einheimischen Sportler Gustav Krahmann eröffnet. Ihm folgten weitere 40 Springer, unter ihnen die damals zu den bekannten internationalen Startern zählenden Norweger Mowinkel und Kobberstad sowie die Österreicher Blümel und Gumbold. Sieger des Kräftemessens wurde der Norweger Knut Kobberstad mit Weiten von 40, 45 und 46 m vor dem Oberschönauer Karl Wagner, der 40 und 2 mal 43 m erreichte. Dritter wurde der Inselberg-Gaumeister Rudolf Lesser aus Brotterode mit 37, 41 und 43 m. Besonders erwähnt werden muß Kraftmuth Deubner (unter dem Namen Bubi bekannt), der schon damals als Zehnjähriger 28 m  auf der Großschanze sprang. Bei diesem ersten Internationalen Sprunglauf wurde er für den Eröffnungssprung ausgewählt.

Kraftmuth Deubner

15.ooo Zuschauer, für die damalige Zeit unvorstellbar viele, kamen zu diesem Länderspringen und konnten sich von der Gastfreundschaft der Brotteroder überzeugen. Weitere Sprungläufe auf der Hagenschanze faden am 18. Februar 1932 und am 28. Februar 1934 statt, wobei Kraftmuth Deubner bereits 41 m erreichte. Bei der Thüringer Skimeisterschaft 1933 in Neuhaus-Igelshieb belegten die Skispringer Oskar Fuchs Platz 1 und Rudolf Lesser Platz 4. Im Meisterschaftslanglauf Klasse 1 wurde Rudolf Lesser 11., in der Nordischen Kombination 3.

Bei den Jugendwettkämpfen des Inselberggaues 1933 in Tabarz konnte auch der Brotteroder Nachwuchs gute Ergebnisse erzielen; Sieger wurden Albin Lesser und Otto Fuchs im Sprunglauf, Ernst Lesser im Langlauf und Adolf Münch in der Nordischen Kombination, auch Hugo Schmauch, Rudolf Ledermann, Richard Ullrich, Paul Wehner und Alfred Krahmann belegten in unterschiedlichen Disziplinen vordere Plätze.

Am 28. Februar 1937 wurde der letzte Sprunglauf auf der Hagenschanze vor dem 2. Weltkrieg durchgeführt. In dieser Zeit entwickelte sich Robert Engel zu einem sehr guten Springer. Er qualifizierte sich schon als Jugendlicher im Jahre 1941 für die deutsche Nationalmannschaft. Der zweite Weltkrieg verhinderte jedoch seinen weiteren Aufstieg.

Aus dem 2. Weltkrieg kehrten Albin Fuchs, Oskar Fuchs, Herbert Nickel, Bubi Deubner, Emil und Oskar Münch, Heinz Clemen und Karl Engel, die damals zu den besten Skispringern Thüringens zählten, nicht wieder zurück. Die aus dem 2. Weltkrieg zurückgekehrten Skisportler gründeten am 10. Mai 1949 die Sparte Wintersport in der Sportgemeinschaft Inselberg. Als Vorsitzender wurde der Sportkamerad Hermann Vogt gewählt. Weitere Vorstandsmitglieder waren Otto Mühlhausen, Adolf  Münch, Otto Zeiß, Hugo Engel und Paul Fuchs. Für das Kampfrichterwesen waren die Sportkameraden Max Meyer, Rudolf Wagner und Adolf Engel verantwortlich.

Otto Mühlhausen und Herrmann Vogt

Otto Mühlhausen und Herrmann Vogt

Aus der Sportgemeinschaft Inselberg gingen später die Betriebssportgemeinschaften Motor und Stahl Brotterode hervor. Gleichzeitig wurde ein Arbeitsausschuß mit den Sportkameraden Emil Knoth, Günter Fuchs, Alfred Hengelhaupt, Otto Schmidt, Hugo Peter, Erich Ledermann, Günter Lesser, Heinz Wagner und Alfred Schmidt gebildet. Damit war der Grundstein für die Weiterführung des bereits 1905 begonnenen Weges des Wintersports in unserer Bergstadt Brotterode gelegt.

Die erste Wintersportveranstaltung der Nachkriegszeit erlebte Brotterode am 29. Februar 1948 mit einem Sprunglauf, Abfahrtslauf und Nachtskispringen. Am 02. Januar 1949 fand die nächste Veranstaltung mit einem Abfahrtslauf am Seimberg und einem Sprunglauf statt. Sieger im Sprunglauf der Allgemeinen Klasse wurde Erich Ledermann und in der Jugendklasse II Werner LesserII. Zu einem Höhepunkt wurde die Wintersportgroßveranstaltung am 19. und 20. Februar 1949 in den Disziplinen Langlauf und Sprunglauf, wobei 50 Sportler aus Thüringen und Sachsen an den Start gingen.

Vom 20.-25. Januar 1950 fanden die ersten Thüringer Landesmeisterschaften in den Disziplinen Abfahrtslauf und Sprunglauf statt. Dabei belegten die Brotteroder durch die Skispringer Adolf Schmidt 1.), Erhard Walther (1.), Werner Lesser II (2.) vordere Ränge; Gerda Mühlhausen siegte im Abfahrtslauf der Damen. Vom 04.-07. Januar 1951 wurden die Kreis- und Landesmeisterschaften der Jungen Pioniere und Jugend durchgeführt.

Vom 22.-25. Februar 1951 fand die erste Studenten-Wintersportwoche in der Bergstadt Brotterode statt. Von den III. DDR-Meisterschaften 1952 in Oberhof brachten Brotteroder Wintersportler fünf DDR-Meistertitel mit: Werner Lesser II, Adolf Schmidt, Hugo und Günter Fuchs siegten im Springen in unterschiedlichen Altersklassen, Gerda Mühlhausen wurde 1. im Abfahrtslauf der Frauen.

Von links nach rechts: Werner Lesser, Günter Fuchs, Gerda Mühlhausen, Hugo Fuchs und Adolf Schmidt

Einen Höhepunkt stellten die I. FIS Rennen im Jahr 1931 in Oberhof dar. Am Vorläufer der Weltmeisterschaft nahmen mit Rudolf Lesser, Oskar Fuchs und Adolf Engel gleich 3 Brotteröder teil. Ende der 30er Anfang der 40er Jahre erlangte dann Robert Engel durch seine Erfolge und die damit verbundene Aufnahme in die Deutsche Nationalmannschaft als jüngstes Mitglied seine Berühmheit.

1950 bis 1953  wurden die Landesmeisterschaften in Brotterode durchgeführt. Dabei konnte sich Hugo Peter als Landesmeister von Thüringen feiern lassen. Es gab in den Jahren des Neuaufbaus eine Vielzahl sportlicher Erfolge im Schüler- und Jugendbereich nicht nur im Sprunglauf, sondern auch in der Nordischen Kombination, im Langlauf und in den alpinen Disziplinen. Ein erster Höhepunkt war 1956 die Teilnahme von Werner Lesser an den Olympischen Spielen in Cortina d`Ampezzo und der unmittelbar danach folgende Sieg, als erster DDR- Springer, bei der Skiflugwoche am Kulm.

1957 stellte Brotterode von den 10 Skispringern der DDR-Nationalmannschaft allein 5 Sportler. Ein besonderes Erlebnis war Ostern 1957 beim internationalen Feldbergspringen, als die fünf  (Werner Lesser, Horst Lesser, Hugo Fuchs , Manfred Münch, Adolf Baldauf) für die DDR und Adolf Schmidt für die BRD an den Start gingen. Dies verleitete Robert Engel zu der Frage: „Wer stellt denn eigentlich die stärkste Nation beim Feldbergspringen? Und als Antwort kam: „ Na, Brotterode“

1956 wurde dann der ASK Brotterode, für den der Skispringer Willi Wirth und der Nordisch Kombinierte Karl-Heinz Herzer sowie deren Trainer Franz Knappe  und Siegmund Leonhardt erste Erfolge erzielten, gegründet.

Im Jahre 1956 bis 1958 war Brotterode sogar  die Heimat für Skispringer, die unter Dynamo Brotterode starteten. Hier führte der Sportkamerad Franz Renner die Regie als Trainer. Diese Trainingsgruppe wurde 1958 in den SC Dynamo nach Klingenthal verlegt.

1964 stellte der ASK Brotterode mit Diether Bokeloh, Dieter Neuendorf und Kurt Schramm gleich 50 % der gesamtdeutschen Springermannschaft zu den Olympischen Spielen in Innsbruck. Diether Bokeloh wurde 4. und Dieter Neuendorf belegte den 5. Platz. 1966 wurde Dieter Neuendorf dann Vizeweltmeister in Oslo und errang damit die erste Einzelmedaille für den ASK Brotterode. Nach jeweils errungenen 4. Platz bei der Skiflugwoche in Planica 1960 und am Kulm 1962 durch Kurt Schramm und Siegbert Münch 1961 in Oberstdorf , gewann Diether Bokeloh 1963 die Skiflugwoche in Planica. Peter Lesser flog 1965 am Kulm mit 145 m einen neuen Weltrekord, und im Jahre 1969 flog Manfred Wolf ebenfalls neuen Weltrekord mit 165 m in Planica. 1972 wurde er Olympiafünfter in Sapporo.

Bei den Olympischen Spielen in Sapporo durfte sich auch Brotterode über den hervorragenden 6. Platz im 15. km Langlauf von Axel Lesser, dem besten Langläufer, den der Verein je hervorbrachte, freuen. Er war bereits  Vizeweltmeister mit der 4 x 10 km Staffel geworden. 1974 ging Hans-Georg Aschenbach als Doppelweltmeister von Falun in die Skigeschichte ein.

1976 gab es wohl den größten Triumph in der  Skigeschichte des Wintersportvereins Brotterode durch den  Gewinn der Goldmedaille durch Hans-Georg Aschenbach  und den Gewinn der Silbermedaille durch Jochen Danneberg sowie die Teilnahme von Dietmar Aschenbach an den Olympischen  Spielen wiederum in Innsbruck.

An der Weltmeisterschaft 1978 und den Olympischen Spielen 1980 nahmen mit Martin Weber und Jochen Danneberg zwei Aktive des ASK Brotterode teil. In den Jahren 1986 bis 1991 vertrat Ingo Lesser den Verein in der Weltspitze, dabei ragte sein Sieg bei den vorolympischen Wettkämpfen in Calgary besonders heraus. Nachfolger von Ingo Lesser wurde Ralph Gebstedt, der durch Siege bei Weltcupsprungläufen glänzte. Er krönte seine Laufbahn mit einem Sieg auf der Flugschanze in Planica im Jahre 1991.

Im Frühjahr 1977 wurde die Sportgemeinschaft des ASK Brotterode nach Oberhof verlegt. Es wurden aber weiterhin Sportler im Nachwuchsbereich ausgebildet. Insgesamt wurden bis 2005 46 Nachwuchstalente im Sprunglauf, 10 Langläuferinnen und 2 Langläufer an die Kinder- und Jugendsportschule Oberhof delegiert.

Zur Feier 90 Jahre Wintersport in Brotterode sagte der damalige Geschäftsführer des Thüringer Skiverbandes, Hans-Dieter Grellmann:  „Brotterode ist nicht irgend jemand im Wintersport. Kaum ein Verein in der Welt hat solch eine Kette von Erfolgen, hauptsächlich im Skispringen mit Weltmeistern, Olympiasiegern und Medaillengewinnern aufzuweisen“. Brotterode hat Wintersportgeschichte geschrieben und wird dies auch weiterhin fortschreiben, insbesondere durch Förderung von Talenten und Organisation  internationaler Wettkämpfe.

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Continentalcup Brotterode

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